Bieler Lauftage 2017

Wolfgang Waldmann hat die 100 Kilometer von Biel bewältigt. So viele Hüte haben wir gar nicht, die wir ziehen müssten.

Start um 2:00 Ankunft um 12:00

 

Bericht von Wolfgang Waldmann:
Am 09.06.2017 war es soweit - die Wartezeit und die unzähligen oft nächtlichen Trainingsläufe hatten ein Ende. Ich stand mit hunderten Läufern um 22:00 im Startbereich in der Bieler Innenstadt bei angespannter Atmosphäre, es war den Läufern anzumerken, alle hatten die gleichen Gedanken wie ich: Wie wird diese Nacht verlaufen ? Wie werde ich mit der einsetzenden Müdigkeit umgehen? Halten die Knochen und Muskeln über 100 km ? Mein Ziel: einfach ankommen!

Dann war es soweit. Um Punkt 22:00 wurden wir abgelassen - die 56,6 km Ultras, die 100 km Ultras und die Staffelläufer über 100 km. Ich mußte höllisch aufpassen, nicht gleich zu Beginn mit einem zu hohen Tempo loszulaufen. Bereits nach 6 km kam die erste Steigung, die die meisten 100 km Läufer gingen, um Kräfte zu sparen. Ich fühlte mich großartig und lief in einer Gruppe von 2 Läuferinnen und einem Läufer mit Ultraerfahrung mit einer Pace von 07:00 min/km. Die 10 km Marke passierten wir bei 70 min., die Marschroute stimmte. Ich habe mir auch vorgenommen, bei den Verpflegungsstationen ausgiebig zu trinken, vor allem die gesalzene Rinderbouillon war ein Gedicht.

Obwohl es bereits weit nach Mitternacht war - von Müdigkeit keine Spur. Die Atmosphäre war großartig, die Läufer vor mir bildeten eine kilometerlange Lichterkette mit Ihren Stirnlampen. Ab km 21 durften die Begleitfahrräder dazustoßen. Es lief einfach gut, ich merkte gar nicht, daß ich bereits die Marathonmarke überlaufen habe. Bei km 56,6 gab es dann die Möglichkeit, sich zu erfrischen, umzuziehen, eine Massage zu bekommen, und selbst eine Schlafzelt wurde eingerichtet. Für die 56,6 km Ultras war das der Zieleinlauf, für uns sozusagen Halbzeit. Die 56,6 km durchlief ich nach 07:02:39, was einer Durchschnittspace von 7,5 min/km entsprach. Alles lief nach Plan, leider habe ich meine Gruppe verloren und mußte ab jetzt alleine weiterlaufen. Mittlerweile hat auch schon die Morgendämmerung und das Vogelzwitschern eingesetzt, was mich weiter anspornte. Jetzt begann der schwierigere Teil der Strecke, die km 60-70 verliefen trailmäßig auf einem sehr engen Pfad mit vielen Wurzeln und Unebenheiten. da machten sich die bereits zurückgelegten Laufkilometer doch in den Beinen bemerkbar, und die Konzentration ließ nach. Ab jetzt wurde der Kopf immer wichtiger, die Temperaturen stiegen deutlich an, als wir bei km 80 einen Berg bei Biber über Serpentinen "bewältigen" mußten. Jetzt wurde es ernst, viele Läufer erlitten Krämpfe und mußten sich auf den Leitplanken ausruhen. Dann ging es steil bergab zum Kanal, der auf den letzen 15 km direkt nach Biel führte. Das waren die schwierigsten Kilometer, da wir bereits die Mittagszeit erreicht haben und bei praller Sonne ohne Schatten bei gut 28-30 °C und hoher Luftfeuchtigkeit unterwegs waren. Mein Kreislauf machte sich auch bemerkbar, ich mußte deutlich Tempo rausnehmen, ich wollte auch keine Krämpfe riskieren. In der Vorbereitung habe ich für mich festgelegt, woran ich denken werde, falls es aussichtslos werden sollte - das half mir jetzt über diese Distanz hinweg, wo ich allerdings sehr viel Zeit liegengelassen habe. Hitze, Müdigkeit und schwere Beine zeigten Wirkung. Als ich bei km 98 in Biel einlief konnte ich unerwartet noch Kräfte mobilisieren und nochmals etwas beschleunigen. Das Gefühl war überwältigend, als ich nach 13:53 h durchs Ziel lief. Ich habe es tatsächlich geschafft. All die Trainingskilometer und der starke Wille, diesen Lauf zu finishen, haben sich bezahlt gemacht. Ein unbeschreibliches Lauferlebnis im Grenzbereich!

 

 Name

Zeit (100km)

Pace
Wolfgang Waldmann (M50) 13:53:00
 8:20